Ostschweizer Instagram Hotspots

Ein Nachttopf mitten im Zimmer. Dafür kein WC oder sonstiges Badezimmer. Unser Gasthof hat schon 500 Jahre Toggenburger Geschichte miterlebt, da passt ein modernes Bad nicht in eins der Gästezimmer. Wir sind amüsiert über das Arrangement aus alten Holzdielen, einem Porzellan Nachttopf und dem spartanischen Futon Bett in unserem Elementezimmer „Wasser“ im Gasthaus „Rössli“ mitten in Mogelsberg.

Unsere lieben Somehuus Theater Freunde haben uns zu unserem Geburtstag eine Reise in eine Ecke der Schweiz geschenkt, die wir bisher noch nicht besucht hatten. Die Ostschweiz war bisher eher „Transitland“ für uns … auf dem Weg nach Deutschland oder wieder zurück. Nun verlassen wir die uns bekannte Autobahn am Ufer des Zürichsees und fahren ins uns unbekannte Toggenburg. Die Landschaft vor der Frontscheibe unseres Autos ist saftig grün, wellig und ein blauer Himmel mit weissen Wolkensprenkel verspricht einen schönen Tag. Unseren ersten Stopp haben wir strategisch günstig für Lichtensteig festgelegt. Wir wollen unserem Motto treu bleiben und kulinarische, regionale Spezialitäten probieren. Und Lichtensteig ist die Heimat der Kägi Waffel. Fast unverständlich, aber der Fabrikverkauf hat am Sonntag geschlossen ☹️😉 … so dass wir morgen unbedingt noch einmal hier vorbei kommen müssen um uns mit grossen Mengen der köstlichen Waffeln (inklusive einer Macha Variante einzudecken).

Abgesehen von Kägi lohnt ein kurzer Spaziergang durch die alte, von schiefen, wuchtigen Fachwerkhäusern geprägte Kleinstadt. Zwei Gebäude bleiben uns in Erinnerung … ein dominantes, aus Stein errichtetes klassizistisches Bankhaus und eine im Stil des Brutalismus errichtete Kirche, die oberhalb der historischen Stadt gelegen wie ein Fremdkörper wirkt. Das Bankhaus der ehemals hier gegründeten „Toggenburger Bank“ war die Keimzelle der grossen Schweizer Bank UBS … Wirtschaftsgeschichte im vorbeigehen bzw. vorbeifahren.

Kirchturm der katholischen Kirche von Lichtensteig … echt brutal 🙂

Die Strassen werden nun immer schmaler und wir winden uns einige Höhenmeter in Richtung des kleinen Dorfes Mogelsberg hinauf. Der Hauptplatz des Dorfes wird von unserem Tagesziel dominiert. Links die Kirche, rechts das altehrwürdige Gasthaus „Rössli“. Wir dürfen bereits unser Zimmer beziehen und steigen die knarzenden Holztreppen dem Dachboden entgegen. Im alten Dachstock haben die Inhaber wenige schöne, individuell eingerichtete einfache Gästezimmer hergerichtet. Vier Zimmer der Elemente (Feuer, Erde, Luft und Wasser) und Sternzeichen Zimmer … unsere Wahl fiel auf das japanisch inspirierte Wasser Zimmer und so stehen wir nun vor unserem Nachttopf. Wichtige Information am Rande: Der Topf blieb unbenutzt da sich eine halbe Treppe tiefer ein sehr komfortables Gemeinschaftsbad mit allen Annehmlichkeiten eines modernen Lebens befindet.

Ein Besuch in Mogelsberg und im Gasthaus „Rössli“ lohnt aus vielerlei Sicht:

  • Die Landschaft lädt zu gemässigten Wandertouren durch schönes, altes Kulturland ein
  • Ein Baumwipfelpfad verspricht Lehrreiches über den Wald zu erfahren … leider war er noch aufgrund der aussergewöhnlichen Corona Situation geschlossen
  • Das Gasthaus hat einen wunderbaren alten Tanzsaal, der für Kleinkunst nun genutzt wird und ein kultureller Leuchtturm im Toggenburg ist … aber wir haben ja Ferien des Konjunktivs, somit finden gerade keine Veranstaltungen statt (siehe Punkt oben)
  • Die altehrwürdige Atmosphäre im Haus versetzt einen in die Welt der Novellen von Gottfried Keller … ich musste immer wieder an die Novelle „Kleider machen Leute“ denken
  • Die Küche des Restaurants ist wunderbar. Das Menü, welches wir am Abend geniessen dürfen ist regional inspiriert, kreativ und auf ganz hohem Niveau.
  • Der anschliessende Weg ins Bett ist wunderbar kurz und die Nacht auf dem Futon sehr erholsam.
  • mehr unter: https://roessli-mogelsberg.ch
unser Frühlingsmenü
nur noch in unserem Zimmer leuchtet das Licht … rechtes Dachzimmer, fast allein waren wir 😉

Gestärkt vom Frühstück und nun vollbeladen mit Kägi Waffeln wagen wir uns tiefer in die Ostschweiz hinein … besuchen die 2 kleinen Appenzeller Kantone und deren dominierende Bergkette, den Alpstein. Unser erster Plan, die Besteigung des Säntis verwerfen wir, es ist bereits späterer Vormittag und das Wetter erscheint noch etwas unentschlossen, ob sich Sonne oder Regen durchsetzen wird. Wir lassen den Kantonshauptort Appenzell links liegen und fahren weiter in das Alpsteingebiet hinein.

Instagram macht bestimmte Orte, Gebäude oder Landschaften schnell weltweit bekannt. Das kann meist mehr „Fluch“ als „Segen“ sein. Einer dieser in der Vergangenheit in meiner Timeline immer wieder auftauchenden Plätze liegt nicht weit entfernt von Appenzell. Ich spekuliere darauf das die Seilbahn noch nicht fährt und es momentan bestimmt kaum Menschen an diesem aussergewöhnlichen, spektakulären Ort hat. Leider verheisst ein bereits mit Autos aus allen Schweizer Kantonen gut gefüllter Wanderparkplatz in Wasserauen nichts Gutes …

Wir „fräsen“ uns einen steilen Berghang recht einsam hinauf. Die Seilbahnen im Wandergebiet fahren tatsächlich noch nicht und Hoffnung keimt, den angestrebten Platz mit nicht all zu vielen Anderen teilen zu müssen. Es geht über eine flache Weide und dann nur wenig ausgesetzt jetzt einen blau-weiss markierten schmalen Pfad immer an einer Felswand entlang. Noch eine Kurve um einen Pfeiler und am Ende des Pfades ist das Berggasthaus Äscher zu sehen. Wie erwartet, spektakulär an den Fels geklebt und Atemberaubend schön anzusehen … verständlich der „Hype“ um diesen Platz in den sozialen Medien.

Berggasthaus Äscher … fast für uns alleine 😇
… einfach weil es so schön fotogen ist!

Wir finden auf der schmalen Terrasse vor dem Gasthaus noch einen freien Tisch, scannen den QR Code auf dem Tisch, melden uns Corona konform mit unseren Daten an und können dann online in der kleinen, aber feinen Speisekarte stöbern.

liebevolle Details …

Der ehemalige Wirt des Berggasthofes war von dem durch Instagram herauf beschworenen Ansturm von normalen Wanderen, Touristen und Influencern genervt und schloss den Gasthof … neu bewirtschaftet ein junges, urbanes Team aus der Ostschweiz das Berghaus … und sie machen es toll. Das Essen kommt sehr schnell, warm dampfend aus der Küche, ist schmackhaft, ohne zu viel Chi Chi auf schönem Geschirr präsentiert. Am Gasthof fallen die Modernisierungen auf und viele Plätze im Gasthaus und den angrenzenden Gebäuden sind liebevoll gestaltet.

Das „stille Örtchen“ für ihn …
Ein letzter Blick auf das Berggasthaus Äscher

Sehr zufrieden mit uns und satt wandern wir gemächlicher unserem Parkplatz wieder entgegen. Wir machen noch einen Bogen zu einem weiteren sehr fotogenen Punkt. Am Talende liegt wunderbar malerisch von den Bergen des Alpstein eingefasst der Seealpsee. Für das perfekte Foto stimmen die Bedingungen nicht ganz … wir geniessen den Moment, den Blick über die reflektierende Seeoberfläche in Richtung der schneebedeckten Gipfel des Massivs. Und ein Foto davon geht immer 😉

Das Säntis Massiv wolkenverhangen …
Ziel der Wanderung: Seealpsee

Wir danken unseren Somehuus Freunden für das tolle Geschenk und werden zukünftig die Ostschweiz nicht mehr nur als „Transitland“ in Erinnerung behalten.

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