Maconde Holz

Unsere längste Etappe ist gemeistert … nach 630 Kilometer haben wir die M’phingwe Lodge in der Nähe des Sambesis erreicht, sogar noch bei Tageslicht. Unser früher Start um 7 Uhr hatte sich gelohnt, nach 8 Stunden strenger Fahrt bogen wir in den Busch und erreichten nach einem knappen Kilometer einen sehr angenehmen Ort.

Heute früh weckten uns bereits kurz nach 5 Uhr die Geräusche des erwachenden Fischerortes. Zuerst krähten die Hähne, dann bellten die Hunde und dann wurde gesungen und getrommelt. Gegen 6 waren alle Fischer vom Ufer verschwunden und unterwegs auf das ruhige Meer.

Unsere Fahrt begann durch recht dichten Nebel … die feuchte Meeresluft kondensierte auf dem Weg landeinwärts sowohl in der Luft als auch auf unseren Autoscheiben. Die ersten 50 Kilometer auf der EN 1 in Richtung Norden blieben der Horror. Tiefste, die ganze Strasse querende Schlaglöcher und mit Maximalgeschwindigkeit entgegenkommende LKW auf unserer Seite der Strasse. Dann besserte sich zwischenzeitlich die Route, aber wir vier hatten alle das Vergnügen, eine raue Strasse zu meistern. Wir teilten uns das Fahren und wechselten alle 2 Stunden den Fahrer … So blieb es für uns alle ausreichend angenehm.

Die Temperaturen stiegen heute auf deutlich über 30 Grad und wir schwitzen mächtig im und vor dem Jeep – um Diesel zu sparen bleibt die Klimaanlage aus. Unsere Strecke führte uns allmählich vom Meer weg und führte in bergiges Gebiet. Die Vegetation änderte sich sichtbar … Statt Palmen wachsen Baobabs und dornige Sträucher. Eine besondere Aussicht bot die Vorbeifahrt am Monte Gorongoza und dem gleichnamigen Nationalpark, den wir vermutlich auf dem Weg zurück noch besuchen werden. Dieses Gebiet war während des Bürgerkrieges die Hochburg der RENAMO Rebellen und dementsprechend umkämpft. Dies wirkt sich bis heute sichtbar für uns Reisende aus. Zum einen wurden alle Tiere gewildert. Zum anderen wurde das Gebiet stark vermint. So sehen wir links und rechts der Strasse die warnenden Schilder vor Minen und in den Dörfern die Posten der Minenräumer. Was für hinterhältige Waffen … auch 20 Jahre nach Ende der Kämpfe bleiben sie ein tödliches Risiko.

Unterwegs wurden uns neben lebenden Hühnern, undefinierbaren, bereits ausgenommen und auf ein Holzgestell geflochtene Tiere auch Cashew Nüsse und Ananas angeboten. Ich nutzte die Gelegenheit für ein knallhartes Einkaufsgespräch und verhandelte den Preis für eine Ananas. Ein Junge hatte reichlich davon am Straßengraben vor sich aufgebaut und antwortete auf meine Frage nach dem Preis mit 100 Medicas. Dies erschien mir viel zu viel und ich sagte, dass ich maximal bereit wäre 50 Medicas zu zahlen, etwas mehr als ein Euro. Er wog das Angebot ab und halbierte seinen Haufen Ananas … sprich, statt der erwarteten einen Ananas für die 50 Medicas hatte ich nun knapp 10 große Früchte erworben 🙂 … Wir hatten uns mächtig missverstanden. Ich suchte die dickste und frischeste für uns aus und wir fuhren mit unser bisher größten Ananas unseres Lebens und einem Kilo Nüsse weiter in den Norden Mosambiks.

Kurz nach 16 Uhr erreichten wir die M’phingwe Lodge mitten in einem Laubwaldgebiet voller Edelhölzer. Die Lodge gehört zu einem Forstunternehmen mit dem Namen Dahlmann und liegt mitten in ihrem Wald … Also sehr einsam. Hier stehen kleine zweckmäßige Bungalows im Wald verteilt und an der hierher führenden Sandpiste findet sich ein kleines Freiluft-Restaurant, dass uns ein sehr schmackhaftes Abendessen auf dem Holzkohle Grill zubereitete.

Wir nutzten das noch vorhandene Tageslicht zu einer Wanderung durch den Wald und fanden die mitten im Forst liegende Sägerei. Natürlich musste ich als „Hölzerner“ diese besuchen. Wir meldeten uns im Büro und trafen den Besitzer, einen weißen Zimbabwaner persönlich an. selbstverständlich durften wir das Gelände besichtigen und bekamen eine Führung vom Besitzer. Er nutzt den Forst sehr nachhaltig, schlägt das Holz nur teilweise ein und nie den kompletten Wald kahl. Gleichzeitig sorgt er für eine ausreichende Wiederaufforstung.

Die Sägerei ist in kolonialer Zeit von einem Deutschen mit Namen Dahlmann gegründet worden und dann von Portugiesen fortgeführt worden. Der Maschinenpark ist dementsprechend bekannt europäisch und gäbe ein wunderbares Sägewerksmuseum ab … Aber es läuft noch alles und es wird Holz aus edlen Stämmen, wie z.B. Maconde gewonnen.

Die Sägerei produziert Holz für die Möbelherstellung auf dem mosambikanischen Markt. Der Eigener hat hier ein wirklich nachhaltiges Projekt gestartet. Er kaufte wohl die alten Namensrechte und das brach liegende Gelände und aktivierte die Holzverarbeitung. Gleichzeitig bildet er seine Mitarbeiter aus, schult sie in der Veredlung des Rohstoffes Holzes mittels einfachster, selbst zu fertigender Werkzeuge. Er will Ihnen vermittelten, dass „ihr“ Holz ein wertvoller Rohstoff ist, der zu mehr als dem Verbrennen geeignet ist. Alle „Abfälle“ wie minderwertige Bretter oder Schwachholz werden verwertet … Unsere Bungalows wurden daraus gebaut, Schulbänke und Bienenstöcke getischlert. Es geht so weit, dass sogar Zahnstocher produziert werden.

Wieder ein ereignisreicher Tag geht unter dem leuchtenden südlichen Sternenhimmel in absoluter Dunkelheit und vielen Naturgeräuschen zu Ende …

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3 Gedanken zu “Maconde Holz

  1. Viel Spass auf eurer Tour, bin Dank eures Vaters auf dem laufenden. Ihr hättet Berufs- Globetrotter werden sollen ;-)) Aber die Erholung nicht vergessen. Gruß aus Cottbus Dirk

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  2. Hallo ihr 4 Weltenbummler, klingt ja super spannend, was ihr da so alles erlebt! Sitze gerade mit Tyron und seiner Mutter und lese euren Blog vor. Ich hoffe, euch geht es gut und seid noch nicht vom Weg abgekommen. Heute haben wir gerade nur 6 Grad, also geniesst das Wetter dort.Ganz liebe Grüsse, Suse

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