Windiges Kap

Uns bläst der Wind ordentlich um die Ohren. Ein Gemisch aus salziger Gischt und feinem Sand rubbelt wie ein teures Peeling über unser Gesicht. Die Wellen beider Ozeane rollen brausend gegen den kleinen Strand am Kap der guten Hoffnung. Es ist etwas unsicher, ob hier bereits zwischen dem indischen und atlantischen Ozean getrennt werden kann, oder wir noch etwas weiter östlich die Küste entlangfahren müssten. Gefühlt tausende Kapstädter und Besucher aus aller Welt finden es wie wir eine gute Idee, das neue Jahr am Kap der guten Hoffnung (ist doch ne super Idee, oder?) zu begrüssen. Wir haben das Auto auf einem der kleineren Parkplätze abgestellt und laufen nun (fast) allein unseren Strand entlang und schauen an der Spitze Afrikas vorbei in Richtung Südpol 😉 und erinnern uns an den besonderen gestrigen Abend … so sind wir noch nie in ein neues Jahr „gerutscht“!

Klären wir das „warum“. Der Grund unserer dritten Reise nach Südafrika ist unsere Tochter Marie-Sophie und eine „Klammer“ um einen für sie sehr wichtigen Lebensabschnitt. Bevor sie mit ihrem Studium begann, lebte, lernte und arbeitete sie ein knappes halbes Jahr in Kapstadt. Jetzt hat sie erfolgreich den Master gemeistert (tolles Wortspiel 😉) und dankenswerterweise den Wunsch geäussert, noch einmal diese tolle Stadt mit uns zu besuchen. Wirklich sehr überrascht hat Marie uns am Weihnachtstag mit 3 Eintrittskarten für das Silvesterkonzert von Jeremy Loops im botanischen Garten von Kirstenbosh. Vor einem Jahr war Conny bereits beim Blueballs Festival im Luzerner KKL bei seinem Konzert und seit dem ist seine Musik ständiger Bestandteil unserer „playlist“.

Für ein summersunsetconcert bedarf es etwas Vorbereitung:

1. Da der Abend lang wird … ordentlich stärken mit dem wahrscheinlich besten Kaffee der Stadt. Wir probieren uns langsam durch die entsprechenden Empfehlungen einschlägiger Apps und Blogs. Unser derzeitiger Favorit ist ganz klar: Truth coffee. Das Ambiente des Cafés ist „steampunk“ pur. Es bietet die perfekte Kulisse für Instagram Fotos. Wir wollen uns da gar nicht überheblich äussern … auch wir haben unsere „follower“ entsprechend bedient … aber entsprechend viel Trubel ist in dem Laden. Vollständig entschädigt dafür der Kaffee – ein Gedicht und unbedingt ohne Zucker zu geniessen.

2. Ein Picknick muss organisiert werden. Brot, Biltong, Wein in Form von Trauben und in Flaschen abgefüllt, Salate und Dessert kauften wir ein und packten alles mit einer Decke und etwas wärmender Kleidung in unseren Rucksack.

Etwas zu spät , zumindest dem Empfinden unserer konzerterfahrenen Tochter nach, erreichten wir gegen 19 Uhr den botanischen Garten von Kirstenbosh und wanderten in einer langen Menschenschlange langsam der Konzertwiese entgegen. Da zu spät angekommen 🙂, plazierten wir unsere Decke im oberen Drittel der von hoher Vegetation eingefassten, an ein griechisches Theater erinnernde Wiese mitten zwischen all den anderen picknickenden Konzertbesuchern.

Vorne auf der Bühne „wärmte“ „crimson house“ mit Ska Versionen von z.B. bekannten Disney Klassikern das Publikum an … und im Pappbecher schmeckte uns der rote Wein. Gegen 22 Uhr startete mit Jeremy Loops der Headliner mit einem sehr gut performten Konzert. Unser diesjähriges Feuerwerk bestand aus geloopten Gesangpassagen, die Jeremy wie eine Collage zu Liedern montiert. Der Sound ist sonnenverwöhnter Pop mit z.T. kritischen Texten. Über den Tafelberg krochen langsam die Wolken und kurz vor 24 Uhr funkelten die Sterne über uns. Ganz kitschig „leitete“ uns das Sternbild des Orions wieder nach Hause.

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