Meeresbewohner

Die Nacht war sehr unruhig. Nach den 40 Grad gestern, kühlte es auf 20 Grad ab, der Wind tat seinen Dienst und so konnten wir nachts ein grossartiges Spektakel über dem Meer anschauen. Der Sturm liess hohe Wellen an die Klippen schlagen und über dem Ozean sahen wir gewaltige Blitze aufflammen. Der Schall schaffte es aber nicht bis zu uns … Wir befürchteten schon, dass wir die geplante Bootsfahrt zum Haie anschauen absagen müssen. Aber es kommt ja immer anders, als man denkt …

 

7.30 Uhr, noch schnell einen Kaffee in der Walsong Lodge genommen und dann ins nächste Dörfchen an den Hafen, wo wir 8.00 Uhr am Boot verabredet waren. Da gab’s dann erst mal ein kleines Frühstück; die Touristen sollten wohl noch einwenig gemästet werden, falls ein Hai sie erwischt. Aber so freuten wir uns auf einen gemütlichen Ausflug zu den Haien. Das erste mal wurden wir stutzig, als wir einen recht hohen Betrag zahlen mussten, aber naja, Haie sieht man ja nicht alle Tage. Dann musste ich mich gerade hinstellen, und Nikola, der Biologe an Bord, schätze meine Grösse und Gewicht. Alles etwas seltsam, vielleicht hatten sich zu viele Leute angemeldet und das Schiff würde überlastet? Danach bekamen wir einen kurzen Vortrag über Haie, die Route wurde vorgestellt, wir bekamen Tipps gegen Seekrankheit und die üblichen Sicherheitsvorschriften an Bord. Als alle (ca. 35 Personen einschliesslich Kinder) eine Schwimmweste hatten, ging’s auf’s Boot. Wir hatten einen guten Platz an der Seite ergattert und freie Sicht auf das, was da kommen würde.

 

Nach kurzer Zeit schon entdeckten wir quicklebendige Delfine, die sich im Wasser tummelten. Ein Baby-Delfin war auch dabei, der vorsichtig in einer Gruppe schwamm. Einfach herzig! Und dann wurde es an Bord etwas unruhig: Neoprenanzüge wurden verteilt und ein Gitter ins Wasser gelassen. Irgendwie schienen wir wohl bei der Reservation etwas missverstanden zu haben! Das Boot ging vor Anker und wir sahen zwei riesige Haie heranschwimmen. Mit einem Holzbrett, das der Silhouette eines Pinguins ähnelte, wurden sie auf uns aufmerksam und schwammen dicht ans Boot. Wir konnten sie ganz aus der Nähe sehen: grosse weisse Haie. Gross trifft es nicht ganz, denn die beiden Burschen waren zwischen 5 und 5,5 Metern lang.

Das Boot fing an zu cranken, und ich verschenkte das Frühstück über Bord an die Haie. (Das war eine Frage der Zeit, da mir ja schon beim Busfahren schlecht wird). Ein netter Schweizer gab mir Wasser zum Trinken und versorgte mich mit „Zückerli“, sodass ich mich langsam beruhigte.

 

Immer wieder tauchten jetzt Menschen in den Käfig hinab, und bestaunten die Haie auch von unter Wasser aus, und irgendwann waren auch wir an der Reihe. Neoprenanzug bis unters Kinn geschlossen und mit einer Taucherbrille mit Nase ausgerüstet stiegen wir hinab in den Käfig. Leider endete für mich das Erlebnis bereits jetzt, da ich Platzangst bekam und ich wieder aufsteigen mussten. Ausgerechnet in diesem Augenblick türmte sich ein riesiger Hai vor uns auf und ich konnte direkt in sein Maul schauen. Hier aber nun weiter Jörg’s Bericht, der im Käfig noch einiges erlebt hat:

 

Der Käfig war für meinen Geschmack nicht engmaschig genug, da man sowohl die Arme und Beine durch die Gitterstäbe stecken konnte. Rundum im Bereich des Kopfes war das Gitter noch grösser geöffnet. Im Käfig befand sich ein gelbes Tau, ca. 10 cm von der Käfigaussenwand entfernt. Unsere Tour Guides achteten darauf, dass wir uns wirklich nur an diesem Tau festhielten und nicht an den Gitterstäben … was ja auch eine dumme Idee wäre, aber in der Aufregung und vor allem wegen des Seegangs immer wieder passierte. Das Wasser war kuschlige 16 Grad warm und nur der Kopf schaute, wenn man Glück hatte zumindest bis Unterkante Mund aus dem Wasser. Über, unter, ringsum Gitter und davor der Hai verseuchte Ozean …

 

Und dann kam der Hai. Die Guides mit der Pinguin Attrappe zogen diese an Seilen immer auf den Käfig zu und lockten so den Hai an. Wenn der Hai sich näherte, kam das Kommando an uns abzutauchen. Bereits der am Käfig vorbei ziehende grosse Hai war beeindruckend. Aber wenn er direkt mit weit aufgerissenem Maul auf den Käfig zusteuerte, war dies absolut aufregend. Der Hai ist viel grösser, als ich es dachte. Er bewegt sich schnell und kräftig im Wasser, ist eher hellblau als weiss, hat eine riesige Nase und ein grosses Maul mit spitzen dreieckigen Zähnen, die wiederum relativ harmlos aussehen (es sind so grosse Lücken dazwischen). Aber das Wasser, die schnelle Bewegung, das weit aufgerissene Maul und Hollywood machen die ganze Sache sehr aufregend. Ungeschützt durch einen Käfig wollte ich keinem Hai begegnen.

 

Am aufregendsten wurde es, als der Hai den Köder geschnappt hatte und von den Guides an unseren Käfig heran gezogen wurde. Der Hai schlug immer wieder gegen den Käfig und seine Nase schob sich bedrohlich tief durch die grössere Öffnung des Käfigs. Es war ein sehr sinnliches Erleben – das salzige Wasser, die teilweise sehr wilden Bewegungen des Boots und Käfigs und natürlich die Nähe des weissen Hais.

 

Die Rückfahrt war dann der wohl turbulenteste „Flug“, den ich bisher erlebte. Es ging auf und ab durch die Wellen mit einer so hohen Geschwindigkeit. Allerdings lies es mich hier völlig unbeeindruckt … Vermutlich wird mich Conny bei unserem Rückflug daran erinnern, wenn ich beginne zu hyperventilieren, wenn die Anschnallzeichen angehen. Allerdings kann ich dann nicht über die Reeling kotzen …

 

 

 

Ein Gedanke zu “Meeresbewohner

  1. Hallo, ihr in der Ferne
    Beim lesen des letzten Reiseberichtes bekamen wir Gänsehaut .Die Bootsfahrt zu den Haien ist bestimmt nichts für schwache Nerven. Es muss beeindruckend sein ,die großen Meeresgiganten hautnah zu erleben. Für die restlichen Tage in Afrika wünschen wir euch noch interessante Erlebnisse. Einen guten Heimflug wünschen euch Peter und Inge.

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