RIP = Return if possible

Was für ein Tag, so reich an Eindrücken und Erlebnissen! Aber der Reihe nach: pünktlich 8.30 Uhr holte uns Cedric, ein barfüssiger Südafrikaner ab, um uns nach SOWETO zu bringen. Auf dem Weg dorthin erzählte er uns viel Interessantes über die Geschichte Südafrikas, seinen Sinneswandel während der Apartheit, SOWETO im Speziellen und die Politik des Landes heute und gestern im Allgemeinen. Mit seinem schnell gesprochenen Englisch überforderte er uns gleich zu Beginn des Tages ganz schön. Aber das sollte nicht das letzte Mal gewesen sein und wieder einmal fanden wir unsere Motivation für den nächsten Englischkurs wieder!
Im Township angekommen, machte uns Cedric mit Shermaine bekannt, einer jungen Zulu, die uns ihr SOWETO zeigen wollte. Cedric verabschiedete sich und so waren wir dann den ganzen (!) Tag mit Shermaine unterwegs. Erster Stopp war an der Primary School, an der der SOWETO Schüleraufstand 1976 begann. Shermaine liebt Geschichte und so erhielten wir einen ausführlichen Abriss über die Geschichte Südafrikas. Vor allem Jörg hatte seine helle Freude daran!
An einer Methodistischen Kirche lockte uns der fröhliche Gospelgesang ins Innere. Was für eine ausgelassene Stimmung! Die meisten Besucher in der Kirchenuniform (rotes Kleid mit weißem Kragen) klatschten und sangen in ihren Bänken. Der Saal brodelte! Eine Frau konnte ihre Freude nicht fassen, dass wir (weiß) gerade ihre Kirche besuchten. Spontan lud sie uns ein, uns doch den anderen Gemeindemitgliedern vorzustellen und vielleicht eine Kleinigkeit zu spenden. Herzklopfend traten wir zum Pfarrer nach vorn und nach einer kurzen Ansprache des Pfarrers stellte sich jeder unserer kleinen Gruppe in holprigem Englisch vor: wie wir heißen, woher wir kommen und wie interessant wir SOWETO finden. Jeder wurde mit großem Jubel und Gospelgesang belohnt. Solche Begeisterung wünschte ich mir manchmal auch, wenn ich unsere Kunden durch die Produktionsanlagen führe ;@)! Nach unserem Auftritt kam noch eine adrett gekleidete Lady zu uns: sie war richtig begeistert und war stolz, dass sie selbst auch einwenig Deutsch konnte: sie hatte einmal Hamburg besucht.
Danach zeigte uns Shermaine den Oppenheimer Turm. Herr Oppenheimer investierte unter anderem in eine Wohnsiedlung in Soweto. Zu seinen Ehren wurde dieser Turm errichtet und wir sahen die riesigen Ausmaße SOWETOs. Ca. 4,5 Millionen Menschen leben hier. ganz genau weiß man das natürlich nicht …
Zu einem richtigen Touri- Programm gehört natürlich auch der Besuch einer naturreligiösen Stätte und so schauten wir uns Rundhütten und verschieden Skulpturen an eines Propheten an. Interessant, jedoch schwer für uns z verstehen: wir Frauen sollten in der Hütte auf dünnen Matten auf dem Boden sitzen, damit wir uns mit der Mutter Erde verbinden können, unsere beiden Männer nahmen auf dem Steinrand Platz, damit sie uns, im Falle eines Angriffs verteidigen konnten.
Besonders interessant war ein Gemälde dieses Propheten aus dem Jahr 1976. Nach der Meinung unseres Guides wird darin der Angriff auf die TwinTowers in New York vorausgesagt:

Übrigens: die Anhänger dieser Naturreligion Glauben fest an die Wiedergeburt. So heißt z. B. R.I.P. nicht Rest in Pease (Ruhe in Frieden), sondern Return if possible (Kehre wenn möglich zurück).

Weiter ging es mit einem Kleinbus „Taxi“ mit Hilfe dessen Hilfe die Einwohner von A nach B kommen. Für die verschiedenen Endstationen gibt es festgelegte Handzeichen. So achteten wir auf das Handzeichen des Fahrers und signalisierten unsererseits, wohin wir wollten. Das klappte recht gut und am ehemaligen Wohnhaus Nelson Mandelas stiegen wir aus. Dies ist bereits ein sehr touristische Ort mit vielen Souvenier-Ständen und einem kleinen Museum, das wir schnell wieder verließen. Weiter ging es zum Hector Pietersen Museum. Hier erfuhren wir alles über die schlimmen Aufstände 1976 in SOWETO. Zur Erinnerung: Hector Pietersen war der getötete kleine Junge, dessen Bild sogar in unserem Geschichtsbuch abgedruckt war. Das Museum ist sehr eindrücklich, mit vielen Bild- und Tondokumenten aus dieser Zeit.

Zwischen drin bekamen wir in einem kleinen Restaurant, das an ein spartanisch eingerichtetes Wohnzimmer erinnerte, eine typische afrikanische Fastfood-Mahlzeit: ein halbes ausgehöhltes Toastbrot gefüllt mit etwas Salat, Pommes Frites, einem Spiegelei und einer Scheibe Käse. Sebastian entschied sich für ein T-Bone Steak mit Papp (Maisbrei).

Gut gestärkt machten wir uns in ein sehr armes Viertel auf. Wir besuchten eine Art Sozialstation für Kinder. Eine sehr engagierte Frau kümmert sich um viele alleingelassene Kinder, gibt deren Tagesablauf Struktur, schickt sie in die Schule und gibt ihnen eine Mahlzeit. Meistens ist dies das einzige, was die Kinder bekommen. Beeindruckt hat uns hier besonders der liebevoll angelegte Garten, den sie gemeinsam mit den Kindern pflegt. Das so gezogene Gemüse bereichert den Speiseplan dieser Community enorm.

Nach dieser anstrengenden Tour hatten wir uns ein Windhoek Draft Bier verdient, und so kamen wir an einem kleinen Kiosk auch noch mit andern Einheimischen ins Gespräch. Se waren sehr offen und freuten sich über unser Interesse an ihrem Leben. Es gäbe noch unendlich viel mehr zu berichten …

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2 Gedanken zu “RIP = Return if possible

  1. Hallo, ich habe am Sonntag Lisa getroffen und gefragt, was so die Wollnows treiben. Gestern habe ich dann einen Link zu eurem Blog erhalten und jetzt bin ich nur noch am Lesen und Staunen und Lesen und Staunen und … Mensch, das ist ja sehr eindrücklich. Ich freue mich für euch und wünsche euch weiterhin so interessante Erlebnisse.
    Beste Grüsse, Fabian

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    1. Wir haben riesige Freude, dass Du uns liest und Dir unsere Geschichten gefallen! Wenn wir zu Hause sind, müssen wir unbedingt wieder einmal ein Glas Wein zusammen nehmen. Liebe Grüsse, Conny & Jörg

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