Lehrgeld

Wir sind in Mosambik, wir sind am indischen Ozean und in Maputo. Es ist heiß, drückend, staubig und dennoch richtig gut. Wir fühlen uns angenehm an unsere Reisen nach Portugal erinnert – die Sprache, die Mentalität, die Architektur der Häuser und und und … Trotzdem ist es natürlich ganz anders, es ist sehr Afrika. Der Schmutz ist nicht zu übersehen und zu riechen. Maputo ist bestimmt nicht eine Liebe auf den ersten Blick … aber das ist ja Berlin Neuköln auch nicht 🙂

Wir sind heute früh im Hochland gestartet, nutzten einen Stop in Graskop zum auffüllen unserer Biltong Vorräte (Biltong ist gut gewürztes, luftgetrocknetes Fleisch vom Rind oder noch besser vom Kudu, welches in kleine mundgerechte Stücke geschnitten wird). Sebastian und Christiane sind inzwischen ebenfalls auf den Geschmack gekommen und wir müssen unseren afrikanischen Kaviar mit ihnen teilen 😦

Gegen 14 Uhr passierten wir relativ problemlos bei Komatipoort die südafrikanische Seite der Grenze, rollten die 50 Meter bis zum mosambikanischen Posten und dann brach der Kulturschock Mosambik doch gewaltig bei uns aus. Kaum waren wir auf das Areal des Grenzüberganges gerollt winkten viele Menschen uns zu, doch bei Ihnen anzuhalten. Bereits auf südafrikanischer Seite war uns ein Mann kurz hilfreich (wir waren am Einreise-Schalter statt am Ausreiseschalter aus dem Wagen gestiegen) und genau dieser winkte uns auch hier auf mosambikanischer Seite zu. Kaum waren wir ausgestiegen stürzten er und weitere Männer auf uns zu und boten Ihre Dienstleistungen an. Unser „Guide“ verscheuchte die anderen und nahm sofort die Initiative auf. Wir sollten Ihm mit unserem Dokumenten folgen und das taten wir auch „hilflos“ wie wir waren. Er führte uns zu einem ersten Schalter, bei dem wir gegen Vorlage unseres kleinen Einreisezettels einen größeren Zettel ausgehändigt bekamen, diesen füllte er schneller als wir ja oder nein sagen konnten mit uns aus – ausgezeichnete Verhandlungsführung, nie ließ er uns zum wirklich nachdenken kommen, scheuchte uns mit unseren Pässen zum Einreiseschalter, an dem ein maulfauler Beamter mit kaum einen Blick auf uns seine Stempel in unsere Pässe drückte und schon standen wir wieder vor dem ersten Schalter und holten uns unsere Einfuhrstempel für unseren Wagen ab. Schnell raus aus den bürokratischen Taubenschlag und dann war da wieder jemand, der mit unserem Zettel irgendetwas machen musste, was viel schneller ginge, wenn wir diesem nun 200 Rand zusätzlich geben und wie gesagt, schnell schnell … Bloß nicht darüber nachdenken.

5 Minuten später hatten wir alle Zettel mit scheinbar allen notwendigen Stempeln zurück ( vermutlich hatten wir nun die Strassenbenutzungssteuer entrichtetet) und konnten in einem kleinem Büro die empfohlene Versicherung noch abschließen. Unser „Guide“ musste nun auch weiter und sprach mit der Verabschiedung das Thema der Bezahlung an. Nach dieser fragte ich Ihn bereits zuvor und er sagte mir, dass er für seine Dienstleistung 100 Rand verlange, umgerechnet ca. 10 Euro, was mir gerechtfertigt erschien. Zum verabschieden nutzte er sehr geschickt den Zeitpunkt, an dem ich mit dem Abschliessen der Versicherung beschäftigt war und machte etwas Druck … Sebastian übernahm das bezahlen unseres „Guides“ und aus den zuvor besprochenen 100 Rand wurden 1000 Rand, also gut 100 Euro und der nette Kerl war plötzlich nicht mehr so nett … Wir bezahlten und verließen den Grenzübergang zwar finanziell erleichtert aber um einige Erfahrungen reicher.

Fazit:
Der „Guide“ hat uns durch den Dschungel der Einreise geholfen, er hielt uns die Meute der anderen vom Hals (klar, wir waren seine Beute :-)) und die Einreise nach Mosambik war dadurch zwar teuer aber schnell (30 Minuten) und ohne besondere Komplikationen.
Ob eine Preisverhandlung und klare Preisvereinbarung zuvor mehr gebracht hätte, bezweifle ich …
Alles ist zum ersten mal sehr unübersichtlich, es ist schwer zu erkennen, was wann wo wie erledigt werden muss, alle Schilder sind in portugiesisch verfasst und alle Beamten sitzen verschanzt hinter Ihren Schaltern … man ist als Durchschnitt Reisender sofort überfordert.
Wenn man weiß, wie der Hase läuft ist alles gar kein Problem und einfach allein zu meistern … Somit waren die 1000 Rand Trainingsgebühr und eine Art Entwicklungshilfe 😉

Die Strasse nach Maputo ist dann recht unspektakulär und ca. 20 Kilometer vor der Stadt beginnen die Vororte mit teilweise adretten Häusern mit kleinen Gärten und üblen Slums am Straßenrand. Die Luft wird sehr staubig und immer mehr Menschen füllen die Strassen und Wege. Die Taxis und Busse sind vollgequetscht mit Menschen, es stinkt nach Abgasen und dazwischen eine kleine Prise Meer. Dann wird es immer urbaner, die Häuser werden höher und grau. Teilweise stehen nur noch die nackten Beton Skelette der in den Siebzigern von den Portugiesen begonnenen Gebäuden, dann wieder sind wunderbare Gebäude der dreißiger und vierziger in fast Bauhausstil zu erkennen. An allen nagt tüchtig der Zahn der Zeit und die Salzluft. Die Orientierung in der Schachbrettartig angelegten Stadt war einfach und die Straßennamen uns „Ossis“ geläufig. Wir führen die Avenida 24 de Julho hinab, vorbei an der Avenida Karl Marx, bogen dann in die Av. Vladimir Lenin um dann in der Av. Lumumba unser guesthouse Palmeiras zu finden.

Die Unterkunft ist nett und liegt ausreichend zentral … Wir marschierten die Av. 24 de Julho hinab in Richtung Meer auf der suche nach einem ATM der auch unsere MasterCard akzeptiert (Visa wird hier wohl bevorzugt) um an unsere ersten Meticais zu kommen … Nach mehreren Anläufen dann doch erfolgreich. Der starke sandige Wind vom Meer, der die schnurgerade Strasse entlang blies und uns förmlich peelte trieb uns in die erste Pizzeria, die aber unsere Bedürfnisse nach Bier und Seafood ausreichend gut befriedigte.

In der lauen Abendluft liefen wir zurück in unsere Unterkunft und freuen uns auf die morgige Entdeckungstour durch eine spannende, vibrierende Stadt die so ganz anders ist als unsere bisherigen afrikanischen Stadt-Erfahrungen.

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