Nach einer ausgiebigen Nachtruhe starteten wir frisch und munter in den neuen Tag. Zuerst besuchten wir das Nationalmuseum und erfuhren viele Geschichten rund um die Geschichte Irans. Soree, unser Reiseführer, wusste auf alle Fragen eine Antwort und hatte vor allem mit Jörg einen sehr interessierten Zuhörer gefunden. Beeindruckend, welche Funde in der Wiege der zivilisierten Menschheit gemacht wurden: Keilschriften in Granittafeln, Grabplatten und Alltagsgegenstände. Wir machten uns auch Gedanken darüber, was die Menschen (damals sowie auch heute noch) dazu bewegt, Gebrauchsgegenstände eben nicht nur zu „gebrauchen“, sondern auch zu verzieren. Es wäre ja eigentlich nicht notwendig … Aber die Ästhetik, die wohl in uns steckt, verlangt das offensichtlich …
Auf dem Basar ging es bunt und laut zu. Allein das Gebäude fasziniert: schmale Gassen wechseln sich mit hohen, breiten Räumen ab, die von einer Vielzahl Händlern bevölkert werden. Für uns als Reisende blieb genug Zeit, um zu schauen, ab und an mit den Menschen zu plaudern oder einfach nur zu staunen.
Einwenig Kontakt mit den sogenannten „Revolutionswächtern“* hatten wir auch bereits. (*sie kontrollieren die Einhaltung der strengen Regeln) wir wurden kritisch beobachtet: weil Christianes Kopftuch nicht den ganzen Nacken bedeckte oder wir uns spontan an den Händen hielten. Farshid konnte einmal schlichtend eingreifen, denn wir sind ja extra hierher gekommen, um uns ihr Land anzuschauen. Wir vergessen manchmal, dass es doch grössere Unterschiede gibt, als auf den ersten Blick sichtbar. Viele Regeln sind uns einfach zu fremd und unverständlich, zumal die extreme Geschlechter-Trennung zwar allgegenwärtig, aber dann wieder ad absurdum geführt wird. Beispiel gefällig? Auf dem Basar wird Damenunterwäsche ausschliesslich von Männern verkauft. Interessanterweise sind die Frauen hier zwar sehr den eigenartigen Kleidervorschriften unterworfen, geben sich aber keineswegs unterwürfig. Im Gegenteil, die meisten treten sehr selbstbewusst und stolz auf.
In einem Park an einem kleinen Springbrunnen, beobachteten wir diese Szene: ein Paar, sie in lange schwarze Kleider gehüllt, machte gemeinsam ein Picknick unter einem Baum. Entspannt lehnte sich die Frau an ihre vielen Einkaufstüten. Ein Parkwächter kam mit seiner Trillerpfeife und rief die Frau zur Ordnung, sie solle sich doch anständig hinsetzen. Auch ihr Begleiter wurde zurecht gewiesen, denn er ist schliesslich für sie verantwortlich. Kopfschüttelnd folgte die Frau. Ich sprach mit Iran darüber. Sie meinte, dass es hier um pure Machtdemonstration ging. Reine Willkür, der die Menschen hier leider oft ausgeliefert sind.
Am Nachmittag fuhren wir in den Norden Teherans, schauten über die Dächer dieser riesigen Stadt, probierten leckere Makronen mit Pistazien uns schlenderten durch die alerie im Künstlerviertel.
Es gäbe noch so viel zu berichten, aber was wäre das Reisen und das Bloggen ohne ein paar kleine Hürden? ;@) Hier sind nicht nur die Kleidervorschriften sehr reglementiert, sondern auch die Nutzung des Internets. Wir sind gerade dabei, die iranischen Sperren im www zu umgehen, natürlich mit Hilfe findiger Einheimischer, die trotz Verbots über Facebook und Co. Verbindung mit dem Rest der Welt halten. Leider waren wir bisher nicht sehr erfolgreich, sodass Du diese Zeilen mit noch einem Tag Verspätung lesen wirst.