Bevor wir Yasd in Richtung Wüstenkarawanserei verließen, besuchten wir den Feuertempel der Zoroaster. Der Tempel ist aus den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts und ein Geschenk der Parsengemeinde aus Mumbay. Im Tempel, im nicht zugänglichen heiligsten Bereich, brennt seit über tausend Jahren eine ewige Flamme, dazumal entzündet am ewigen Feuer eines anderen Feuertempels, deren Flamme wiederum auch bereits seit vielleicht zwei- oder dreitausend Jahren von Gläubigen behütet wurde und immer aufs Neue (nur) mit Feuerholz genährt wird. Wir kennen dieses auch – in jeder katholischen Kirche brennt ein ewiges Licht. Die Antwort auf die Frage warum, ist offensichtlich. Unsere kulturellen und spirituellen Wurzeln liegen hier im Iran.
Wir spüren sehr deutlich die Wüste. Die Luft ist sehr trocken und der Wind wirbelt beständig Staub und Sand auf. Die hier lebenden Menschen müssen seit tausenden Jahren mit einem ausgeklügelten System Wasser in die Stadt und die Gärten holen (Garten meint hier meistens aber Nutzgärten mit angebautem Gemüse). Wasser hat es in den umliegenden hohen Bergen, die aber zu schroff und unfruchtbar sind, um dort Ackerbau erfolgreich zu betreiben. So wurden in den Bergen Brunnen gegraben, die bis in die Grundwasserschicht reichen und zusätzlich Schmelz- und Regenwasser sammeln. Schmale unterirdische Kanäle führen dieses gewonnene Wasser auf einer bis zu 200km langen Strecke bis in die Stadt Yazd. Dort versorgen die Qanat die Häuser mit Wasser und sorgen wie schon beschrieben auch für Kühlung der Gebäude. All das erklärt das interessante Wassermuseum, dass in einem schönem Gebäude untergebracht ist.
Eine kurze Etappe von 60 Kilometern in die Wüste brachte uns in die Karawanserei Zeyn od-Din, wo wir unter den Sternen wie in einem Märchen aus tausend und einer Nacht schliefen. Die Karawanserei liegt zwar im nirgendwo … aber die Zivilisation ist aufgrund der 400 Meter entfernt liegenden Schnellstrasse nach Kerman gut hörbar. Die neue vierspurige Schnellstrasse ist die moderne Form der alten Seidenstrasse und statt Kamelen fahren nun LKWs jeder Marke und jeden Alters durch die Nacht. Die Strasse verbindet den Norden, Teheran mit dem persischen Golf und Pakistan. Entsprechend bunt gemischt sind die Menschen auf den Rastplätzen.
Die nun als Hotel genutzte Karawanserei macht es möglich, zu erfahren, wie Reisen durch die Wüste vor hundert Jahren gewesen sein muss. Die Karawanserei war Herberge und Treffpunkt mitten in der unwirtlichen Wüste. Ein kleiner Sandsturm und ein aufziehendes Unwetter verdeutlichen das gut, wie riskant es in einer Wüste sein kann. Unsere Herberge ist eine flache, fensterlose Trutzburg in der Einöde. Ein grosses stabiles Holztor schützt einen kleinen Innenvorhof, von dem ringförmig zwei Gänge ausgehen, in denen wir unseren Schlafplatz finden werden. Ein grosser Innenhof ist der zentrale Platz, auf dem sich alle treffen und in Schatten spendenden Nischen auf Kissen „lagern“. Dort wurde und wird gepicknickt, geraucht, erzählt und gedöst. Unsere Schlafräume liegen in einen Kreuzgewölbegang und deren Nischen auf erhöhten Holzpodesten. Die Baderäume werden von allen genutzt … Jugendherbergsfeeling 😉
Zum Sonnenuntergang wanderten wir in die Wüste, zwar mit Tieren (Echsen und ein Schildkrötenpärchen) aber ohne den sonst gewohnten „Gin Tonic Sun Downer“ … 🙂
Nach dem Abendessen präsentierten ein paar junge Männer Tänze inmitten der staunenden Karawanserei- Besucher und anschließend bestaunten wir den Nachthimmel mit Mars und Jupiter, Orion und Grossem Wagen und zahlreichen leuchtenden Sternen. So müssen Ferien sein!