Auf dem Programm standen die Schwefelterrassen, die Salzseen und ein Besuch auf dem Erta Ale (lies Ertale). Um dahin zu gelangen brauchten wir einen Landcruiser und einen erfahrenen Fahrer, der uns sicher durch die Wüste chauffiert. Also tauschten wir unseren Minibus und Alazar in Agula gegen zwei Geländewagen und Mabree und Fish (seinen richtigen Namen nannte er zwar, aber wir konnten ihn unmöglich aussprechen, so einigten wir uns auf „Fish“), packten das Notwendigste in unseren Rucksack und starteten für drei Tage in die Danakilsenke, einem der tiefsten Orte der Erde (110 Meter unter dem Meeresspiegel). Mir gefällt der englische Begriff „Danakil Depression“ besser, da er die Gegend treffend beschreibt.
Während der Fahrt wurden wir ordentlich durchgeschüttelt, die Räder fraßen sich durch den Sand wie Raupen, aber unsee beiden Fahrer jonglierten sehr gekonnt mit dem Lenkrad, sodaß sie auch die schwierigsten Stellen ohne Pannen meisterten. In Dalol angekommen, waren wir sehr erschrocken: das Bild, das sich uns bot, erinnerte uns an die Flüchtlingscamps, die wir im Fernsehen gesehen hatten. Provisorische Hütten auf staubigem Boden, dazwischen viel Abfall. Es war sehr heiß und vor lauter Staub und Dreck fiel uns das Atmen schwer, die Haut klebte schon vom Schweiß und gab den Sand nicht mehr ab. Mitten in diesem Ort zwischen den Hütten schlugen wir unsere Zelte auf. Zusammen mit Mabree, begleitet von ein paar Kindern aus dem Dorf machten wir einen kleinen Rundgang: ca. 150 Afar leben hier, 200 m nach dem Ortrand befindet sich die Freilufttoilette, Wasser gibt es keines. Zum Waschen holten wir einwenig Wasser aus mitgebrachten Kanistern. Wir fragten uns immer wieder, warum Menschen freiwillig an solch einem unwirtlichen Ort lebten. Die Dorfbewohner waren freundlich, kamen zu einem Schwatz bei uns vorbei, bei Genet bekamen einen guten Kaffee und die Kinder wollten immer wieder mit uns spielen. Sogar der Stammesführer, ein hochgewachsener, schlanker junger Afar sprach mit uns über die gute Politik Angela Merkels und lobte die Deutschen. Deutsche Touristen schenkten seinen Kindern vor kurzer Zeit schöne Schuhe – also können die Deutschen ja nur gut sein 😉
Die Tagestemperaturen lagen bei „muckeligen“ 40 Grad und es „kühlte“ sich in der Nacht auf rund 30 Grad ab. Ein tiefer, erholsamer Schlaf auf dem harten, mit Steinen übersähten Boden war unmöglich. Überall im Dorf standen vor und in den Hütten aus grob behauenem Holz gezimmerte Bettgestelle, die mit luftgetrockneten Fellstreifen bespannt waren. Über den Tag dösten die Dorfbewohner auf diesen Liegen und nachts waren es die Schlafplätze der ca. 30 anderen Reisenden und Einheimischen im Dorf. Vermutlich die „weichere“ Alternative. In den Abendstunden begann der Muezin vor einer der Hütten zum Gebet zu rufen. Die Afar sind, anders als die bisher bereisten christlich, orthodoxen Völker, Muslime. Glück für uns war der riesige, blutrote Vollmond, der das Dorf und die Freiluft Toilette in helles Licht tauchte. Der Aufgang des Mondes war ein optisches Spektakel. Sein heller Schein spiegelte sich in den draussen in der Wüste liegenden Salzseen, von denen wir aber bisher nur eine Ahnung hatten.
Haben wir den nächsten Morgen herbei gesehnt ? … Ja und Nein. Einerseits konnten wir vom harten Boden aufstehen, anderseits stieg sofort mit der aufgehenden Sonne die Temperatur von einigermassen erträglich auf heiss. Nach einer nicht einmal kleinen Katzenwäsche und einem improvisierten, Fliegen umschwirrten Frühstück begann wieder das schier endlose Warten. Unser Guide musste im benachtbarten Militär Camp unsere „Beschützer“ organisieren. Irgendwann konnten wir mit drei, mit Kalaschnikow und Handgranaten bewaffneten Soldaten in unsere Landcruiser steigen und in die Wüste starten. Erstaunlicherweise war der neben mir sitzende Unteroffizier gar nicht grimmig und durchaus an einem „Schwatz“ in Englisch interessiert. Das schuf Vertrauen 😉
Zuerst ging es zügig auf einer Schotterpiste mitten in die Wüste hinein. Dann verlangsamte sich die Fahrt und die Räder tauchten in das knapp 20cm hoch stehende Wasser ein, welches das grosse Salzfeld bedeckte. Es ist nicht ganz klar, woher das Wasser kommt … Durch einen Zulauf vom 100 Meter höher gelegenen Roten Meer oder Restwasser der letzten Regenzeit. Nachdem die Wasserfläche durchwatet war, beschleunigten unsere Fahrer auf über 100 Stundenkilometer und rasten über die Salzpiste einer Hügelformation entgegen. Mit unseren Soldaten und einem Afar Führer bestiegen wir die Flanke eines der Hügel und wurden überrascht. Der Anblick der Schwefelterrassen war atemberaubend – im wahrsten Sinne des Wortes! Die Farben und Formationen, aber auch die Gerüche suchen ihres Gleichen wohl vergeblich:
Danach ging es weiter zu den trockenen Salzseen. Die mehrere Meter dicke Salzkruste entstand vor Millionen von Jahren durch das Verdunsten des Wassers des Roten Meers. Noch heute werden hier per Hand ca 25 x 25 cm große Platten aus dem Salz geschlagen und dann auf Kamele geladen. Die Karawane bringt dann das Salz nach Mekele (lies Mackale). Eine sehr schwere Arbeit in brütender Hitze – und der Lohn ist karg: für eine Tafel bekommen die Arbeiter 5 Birr. Das sind umgerechnet nicht ganz 25 Cent. An einem Tag werden von je 5 Arbeitern 125 Salztafeln geschlagen. Als wir dann unsere Füße in einem der Salzseen badeten (hier ist ja alles so healthy – gesund 😬) sahen wir die Karawanen schon von weitem: Kamele aufgefädelt wie Perlen an einer Kette, vorn drei, vier Esel, und dann folgten 25 Kamele mit ihren 2 Treibern. Eine nicht enden wollende Kette! Ein sehr achaischer Anblick für uns! Die Karawanen sind vor allem Nachts unterwegs, da es tagsüber zu heiß für Mensch und Tier ist. Auch wir sahen im Dunklen noch die Karawanen mitten durch unser Dorf ziehen. Fast lautlos wankten die Kamele an uns vorbei.
Hallo ihr lieben
Wie ich mich immer freue, von euren beeindruckenden Erlebnissen zu lesen. Vielen Dank, dass ihr uns daran teilhaben lässt. Alles Gute weiterhin und liebe Grüsse, Heidi
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Vielen Dank … liebe Grüsse in die Heimat
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