Was macht man, wenn ein Reisewunsch mit den Reiseempfehlungen des deutschen und Schweizer Aussen-Ministeriums kollidiert … Man sucht einen tragbaren Kompromiss.
Der Leser unseres Blogs hat vermutlich bereits feststellen können, dass wir recht gern Zug fahren – unsere Tochter auch. Da Marie weder vor 5 Jahren, noch heute über einen Fahrausweis verfügt (unnötiges Wissen 🙂, was in spätestens 5 Jahren niemand mehr braucht!), war der Zug oder das Taxi ihre Wahl bei der Überwindung grösserer Distanzen. Daher stand recht fett auf unserer gemeinsamen Wunschliste: mit dem Zug an den Strand fahren. Ja, wir lesen vor unseren Reisen die Hinweise der Aussen-Ministerien und ja, wir registrieren uns in der Krisen Vorsorgeliste (ist sinnvoll und solltest Du auch machen, Link hier: https://www.auswaertiges-amt.de/de/ReiseUndSicherheit/elefand/301844). Leider stand auf beiden Seiten (D und CH), dass man den Bahnhof von Kapstadt und die Vorortzüge aufgrund der hohen Kriminalität meiden soll.
Somit war der tragbare Kompromiss: Wir fahren mit dem Auto bis an den Strand von Muizenberg und steigen dort in den Zug, um in 20 fantastischen Minuten bis nach Simonstown zu ruckeln. Das Ticket ist sehr günstig und der Zug fährt auch … zwar nicht zu den Zeiten des Fahrplans, aber was sind schon 30 Minuten Warten auf einem Bahnsteig mit Blick auf einen türkis blauen Ozean, fast weissen Sand und salziger Luft in der Nase.
Irgendwann kommt, in den Kurven mächtig quietschend, der Zug wie ein gelbfarbener Lindwurm in den Bahnhof gekrochen. Zur Auswahl stehen 2 Klassen an Wagons … Metro, mit ungepolsterten gelben Sitzbänken und Metro plus mit eigentlich gepolsterten Sitzen, die aber meist total verschlissen und aufgeschnitten sind. Der Zug wird fast ausschliesslich von den nicht weissen Einwohnern der Stadt und des Umlandes genutzt. Was sehr schade ist … eine Zugfahrt nach Simonstown mit der southern line gehört eigentlich als Empfehlung in jeden Reiseführer / Reiseblog.
Die Türen schliessen sich nicht wirklich und selbst wenn, lassen sie sich ohne Widerstand während der Fahrt öffnen und man kann wunderbar die Nase in die Seeluft halten. Der Zug ruckelt seinem Ziel über Kalk Bay und Fish Hoek immer unmittelbar kurvend der Küste folgend entgegen. Nichts trennt uns von der Gischt des Meeres und dem Sand der Dünen. Eine unserer schönsten Zugfahrten überhaupt. Zum etwas „mitspüren“ hier ein Video (Credits: music by jeremy loops, fox trip):
In Simonstown angekommen kann man die besten Fish and Chips geniessen, Souvenirs in kleinen netten Läden viel besser als an der Waterfront in Capetown kaufen und am Strand die wahrscheinlich grösste Sandburg am südlichen Ende des Atlantiks bauen …