Der Blog hätte auch „rollende Planung“ heissen können. Allerdings haben wir diesen Titel schon in vorhergehenden Beiträgen verwendet. Es gehört zum Reisen … nicht alles klappt genauso wie geplant. Ab und zu darf oder muss unterwegs improvisiert werden. Im aktuellen Fall müssen wir neu planen. Eigentlich sollten wir gerade mit einem kleineren Fährschiff durch dem stürmischen Golf de Paine Puerto Natales und somit der Südspitze des Kontinents entgegen schaukeln. Aber vor 2 Tagen erhielten wir die Info, dass unser Schiff mit einem Schaden im Hafen von Puerto Montt festliegt und wohl erst Ende Januar wieder auf Fahrt in den Süden gehen wird … zu spät für uns.


Somit bietet sich uns die Chance Chiles Irland kennenzulernen. Wir disponieren um: verlängern die Mietdauer unseres Wagens (die mögen uns bestimmt schon bei Sixt) und organisieren uns eine Unterkunft für 3 Tage auf der Insel Chiloè. Und was für eine Unterkunft! Wir schlafen in einem Palafito, unmittelbar in einer ruhigen Inselbucht. „In“ der Bucht ist genauso gemeint. In der Nacht gluckert unter dem Boden unseres Zimmers das Wasser des Pazifiks.


Wir wohnen in Castro, der Inselhauptstadt. Die Stadt liegt an einem tief ins Inselinnere einschneidenden Fjord. Der Hauptort befindet sich geschützt auf einer Anhöhe … aber wir schlafen in einem der unteren Stadtteile. Die Menschen von Castro haben ihre Häuser direkt in die Bucht hineingebaut. Die schmale Uferstrasse ist gesäumt von teils bunten, gut sanierten Häusern. Dazwischen finden sich aber noch jede Menge windschiefe Gebäude, denen die raue See und die Zeit zugesetzt haben. Die Palafitos ragen in die Bucht und somit ins Meer hinein. Viele schmale Pfähle tragen die Gebäude. Die Pfosten stehen am Tag im Schlick der Bucht und die festgemachten Fischerboote liegen auf dem Trockenen. Mit der untergehenden Sonne strömt das Meerwasser in die Bucht und verändert den Anblick grundlegend. Ebbe und Flut bestimmen den Tagesrhythmus. Nun schwimmen die Boote auf und die Lichter der Palafitos spiegeln sich in der ruhigen See.

Ist der Anfangs erwähnte Vergleich mit Irland berechtigt? Wir meinen nach 2 Tagen auf der Insel: Ja! Die Insel ist anders als das bisher gesehene Chile … ärmer, die Landschaft eher wellig, dafür satt grün. Besonders ein Ort erinnert uns sehr an Irland. Nach einer kurzen Wanderung bei der wir immer wieder auf einen breiten Strand und den Pazifik blicken können, erreichen wir „Muelle de las almas“. Eine schroffe Felsspitze trennt zwei Strände und der Pazifik brandet gegen die Klippe. Etwas weniger stark tosend als an den irischen „Cliffs of Moher“. Aber wir sind ja auch am „Stillen Ozean“ 🙂 … unter diesem Namen lernten wir den Pazifik in der Schule kennen.



Und sonst noch: Wir futtern Mengen an Fisch. Zuerst in einem kleinen Restaurant im nicht sonderlich schönen Ancud. Das Personal ist so bemüht um uns – das Sprachproblem – und ein mit Gitarre „bestückter“ Sänger unterhält die Gäste mit „Gracias a la Vida“. Dieses Lied begleitet uns durch Chile. Fernando erzählt uns, dass er dieses Lied anfangs nicht singen konnte: zu viele Emotionen würden mitschwingen … und Conny treibt es die Tränen in die Augen.



Das kleine Städtchen Dalcahue bietet neben einer hübschen, für die Insel typischen Holzkirche (Weltkulturerbe) auch eine tolle kleine Markthalle mit kleinen „Fressständen“. Die Frauen aus der Region mieten sich hier kleine Bereiche und kochen, backen, frittieren hinter einem Tresen mit ein paar Stühlen davor. Wir nutzen natürlich die Gelegenheit hier das chilotische Essen zu probieren.



Inzwischen haben wir die Insel wieder verlassen. Viele Fähren verbinden sehr schnell Chiloè mit dem Festland. 20 Minuten statt der gewünschten 4 Tage weht uns die Meeresluft um die Nase. Puerto Montt ist die bisher unattraktivste Stadt in der wir übernachten. Aber man findet überall etwas beachtenswertes … und hier ist es der grosse Fischmarkt. Im Erdgeschoss wird der Fisch, vor allem Lachs, zum Kauf angeboten. Eine Treppe führt auf eine umlaufende Etage und hier kann der frische Fisch gefuttert werden. Kleine Räume werden auch hier von Köchinnen angemietet und auf engen Bänken sitzen wir nun und probieren frischen Fisch und die chilotische Spezialität: Curanto! Dieses traditionelle Gericht ist eine Wucht: Der Teller ist voller Muscheln, darauf 2 dicke Scheiben besten „Kasslers“, garniert mit einer Räucherwurst und Maisbreifladen. Schlachteplatte a la Chiloè …




Wir bedauern die verpasste Schiffspassage … aber der Inselbesuch war ein guter „Ersatz“. Nun schaukeln wir mit einem Airbus der chilenischen Fluggesellschaft LATAM über die vergletscherten Andengipfel der Spitze Südamerikas entgegen.

Hoi ihr zwei
Eine spannende Reise!
Aber sagt mal: habt ihr etwa jeder so eine grosse Portion „Curanto“ bekommen?
LG und weiterhin ganz viel Spass!
Maike
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… nur Conny, ich nahm den gebackenen Fisch mit Majo Kartoffeln … was hier so als Zwischenverpflegung durchgeht 🤣
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