Gesetze des Dschungels

Am Lagerfeuer erzählten uns Fritz, unser Guide und Luke, er macht gerade seine Ausbildung als Guide (5 Jahre Studium) und bei Fritz ein halbjähriges Praktikum, Geschichten über Leoparden, Löwen, Krokodile und Elefanten. Wir lachten viel und dann hörten wir sie: zwei brüllende Löwen, deren Laute immer näher kamen. „Whoooooooo is the king of the dschungel? Me_me_me_!“ (Weeeeer ist der. König des Dschungels? Ich, ich, ich!) Wir bekamen eine Gänsehaut und waren erleichtert, als sich das Brüllen langsam entfernte. Andererseits hätten wie Ihre Majestäten gerne gesehen… Fritz meinte, dass dies hier das Revier eines ca. 5-7 köpfigen Löwenrudels wäre.

Müde von den vielen Erlebnissen, gingen wir gegen 21 Uhr ins Bett. Nicht lange, und wir hörten das Brechen der Äste, lautes Rascheln und verschiedene Tierlaute: wir hatten Besuch von einem Elefanten, der in der Dunkelheit ans Wasser wollte. Ganz schön aufregend, zumal wir im Mondschein sehen konnten, dass das riesige Tier unmittelbar neben unserem Zelt stand!
Auch Sebastian und Christiane im Zelt nebenan lauschten in die Nacht und versuchten, in der Dunkelheit Tiere zu sichten.
Gegen 11 Uhr spazierte Jörg von einem Fenster zum nächsten und steckte mich mit seiner Nervosität an: er bemerkte ein grösseres Tier, das um unser Zelt schlich. Deutlich hörte ich ein lautes Ein- und Ausatmen und Schnaufen eines Tieres. Jörg war sich sicher, dass er die Silhouette einer Grosskatze gesehen hat. Da ging einmal mehr meine Fantasie mit mir durch: wir hatten, damit wir das Mondlicht besser sehen können, nur das dünne Netz des Zelts geschlossen. Dies würde uns vor einem möglichen Angriff eines Löwen oder Leoparden nicht schützen. Da beschlossen wir, uns samt unserer Bettdecken in den hinteren Teil unseres Zelts zurückzuziehen und versuchten unter lautem Knarren, die schwere Holztür zum WC von innen zu schliessen. Spätestens jetzt war es wieder still um uns herum und nach wenigen Minuten kam uns unser Handeln ziemlich irrational vor ;@) Also zogen wir wieder in unsere Betten zurück und schliefen auch bald erschöpft ein.

Morgens wurden wir vom Geschrei der Baboons (Paviane) geweckt. Aufgeregt erzählten wir Fritz und Luke unsere Beobachtungen. Sofort machten wir uns auf und suchten nach Spuren. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Jörg tatsächlich einen Leoparden gesehen hatte!
Auf unserer morgendlichen Tour durch den Busch versuchten wir den Spuren der Löwen zu folgen, die wir gestern Abend gehört hatten. Zuerst Madope, unser mosambikanischer Ranger mit der Flinte (und drei Schuss im Magazin), danach Fritz, am Schluss Luke und dazwischen Christiane, ich, Jörg und Sebastian. Plötzlich duckten sich Fritz und Madope, blitzschnell lud Fritz das Gewehr, bereit zum Schiessen und genauso schnell gab er seine Befehle: Alle auf den Boden, Köpfe unten behalten und ganz leise sein! Irritiert folgten wir. Fritz hatte bewaffnete Wilderer entdeckt! Ich drückte mich in den staubigen Boden, neben mir Christiane und Jörg. Was für eine unwirkliche Situation! Wir waren uns der Gefahr, in der wir uns befanden, nicht bewusst. Ich hatte zwar die Panik in Fritz’s Augen gesehen, aber noch nie in meinem Leben befand ich mich in solch einer Lage. Den anderen ging es ebenso. Fritz befahl weiter: egal, was passiert: ihr bleibt hier im sicheren Gras! Madope und ich gehen nun und regeln den Rest. Dass Luke bei uns blieb, beruhigte mich einwenig. Nach endlos erscheinenden Minuten kehrten Fritz und Madope zurück. Wütend berichtete Fritz, dass die drei Männer wahrscheinlich auf dem Weg zum Kruger Nationalpark seien, um dort Rhinozerosse illegal zu jagen. Der Preis für das Horn der Rhinos ist höher als für ein gleich schweres Stück Gold. Das Horn gilt vor allem in China als Potenzmittel. Es ist viel Geld im Spiel und in einem so armen Land wie Mosambik finden sich immer wieder Menschen, die für schnelles Geld alles tun. Die Wilderer waren weiter gezogen, und Fritz alarmierte über sein GPS- Telefon die Polizei.
Fritz war überzeugt, dass wir, falls uns die Räuber zuerst entdeckt hätten, angegriffen worden wären. Erst vor drei Tagen war Andrew, ein Ranger im benachbarten Krugerpark angeschossen worden. Er liegt mit einer schweren Bauchverletzung im Spital. Es herrscht Krieg im Dschungel.
So gingen wir wortlos und mit gedrückter Stimmung zurück zum Camp.

Noch vor dem Frühstück war das Erste Mosambikanische Fernsehen zur Stelle und interviewte Fritz zur Situation. Am liebsten hätte er selbst die Verfolgung aufgenommen, aber er war ja „nebenbei“ auch noch für uns verantwortlich. Ein Trupp bewaffneter Ranger und Polizisten startete ab unserem Camp und nahm die Verfolgung der Wilderer zu Fuss auf. Von südafrikanischer Seite sind ebenfalls Männer unterwegs. Wir hoffen sehr, dass die Wilderer gefasst werden. Wahrscheinlicher aber ist, dass einer dieser Männer ein schneller Läufer ist, der sich, im Falle einer Entdeckung des Trupps, mit dem gewilderten Horn und samt der Waffen aus dem Staub machen wird. Den anderen beiden wird man ihre Absichten nicht nachweisen können, und sie ungestraft davonkommen lassen müssen.
Wieder einmal hat sich unsere Theorie bestätigt: Menschen sind gefährlicher als Tiere! Leider.

Unsere 3 Nächte im Limpopo Park waren eines der grossen Highlights unserer Reise, was zum grossen Teil am kleinen und so engagierten Team des Machampane Camps lag. Wir 4 hatten deren volle uneingeschränkte Aufmerksamkeit und den Busch für uns. Das knacken der Bäume, der erste Elefant der auftauchte, gefolgt von den anderen 4 Bullen war ein Erlebnis, als ob jemand heimlich Regie geführt hätte … unbezahlbar und überwältigte uns. Die Nächte im Busch in unseren Zelten werden wir auch nicht so schnell vergessen … es soll Leute zu Hause geben, die haben diese Geräuschkulisse auf CD. Live dabei ist aber anders und das Quentchen Angst mit dem wir im Bett lagen will ich gar nicht unterschlagen. Unsere morgendlichen Wanderungen waren lehrreichst. Fritz und Luke lesen den Busch und kennen jeden Busch, jeden Vogel und alle Tiere hier. Wir hörten Ihnen gespannt zu, wenn sie im Dung der Tiere stocherten … kleine Bobbeln der Wiederkäuer … riesige Fussbälle mit kaum verdautem Grass, Borke und Holz bei den Elefanten. Ich weiss nun, dass Elefanten sich 17 Stunden am Tag Zeit nehmen um 200 kg zu futtern. Genauso spannend waren die Diskussionen der beiden an den Spuren im Sand darüber, welche Tiere hier wann vorbeigekommen waren. Wir erfuhren hilfreiches über Heilkräfte und Nährwert von Pflanzen, wie lässt sich die Himmelsrichtung mittels Algenbewuchs bestimmen, spezifische Gewichte der hiesigen Harthölzer und deren Eignung für einen guten Braai (grillen auf südafrikanisch). Genauso wurde unserer Blick aber auch auf die kleineren „Tiere“ gerichtet … Insekten, Schnecken und Termiten … ein Tier der kleinen 5 (ein Adäquat zu den Big 5) haben wir zu sehen bekommen – den Ameisenlöwen. Unvergessen bleiben uns die Abende unter dem Sternenhimmel am Feuer in der Boma und das gute Essen am Ufer des Wasserloches.

Last but not least … It is possible to speak the hole day english!

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