Das gleiche Problem bei jeder Reise … der letzte Blogbeitrag braucht Wochen, bis er veröffentlicht wird. Längst hat uns der Flieger in 9 wackligen Flugstunden wieder zurück nach Europa gebracht. Der Alltag hat einen so schnell wieder im Griff. Aber hier ist er nun, der letzte Bericht zu unserer Reise ins südliche Afrika 2022 … und somit Platz und hoffentlich viel Muse für neue Berichte 🙂

bye bye Windhoek

Wir sind jetzt bereits seit über 3 Wochen unterwegs. Toll! Nicht so toll ist der Stellplatz auf dem wir stehen … das erste Mal, dass wir sagen: Nö, hier gefällt es uns überhaupt nicht. Wir sind im nördlichsten Zipfel von Botswana, in Kasane am Chobe River. Wir sind problemlos und entspannt aus Simbabwe ausgereist und haben unsere Jeeps wieder wohlbehalten zurück übergeben bekommen.

Und dann stehen wir auf der Campsite der Chobe Safari Lodge und sind enttäuscht. Der Massentourismus in kleiner Form ist über uns hereingebrochen. Uns fällt sofort wieder unsere Stimmung ein, als wir 2014 von Mosambik nach Südafrika in den Krüger Nationalpark wechselten … Kulturschock die Zweite (Kulturschock, die Zweite …). Natürlich ist das jammern auf ganz hohem Niveau. Aber wir wünschen uns heftig in die namibische Einsamkeit zurück.

Die Lodge ist „rustikal“ und sehr in die Jahre gekommen. Wir wurden dicht gedrängt mit anderen auf einen kleinen Stellplatz gepfercht. Vor uns wäre eigentlich der idyllische, breite Chobe River, wäre da nicht das rostige, auf Land liegende Schiff, dass wohl mal als Spa diente … vor 10 Jahren eventuell. Als wir ankommen, werden die zwei Jeeps der leicht erhöht über uns stehenden Südafrika von Angestellten der Lodge eingeseift und das braun schaumige Wasser läuft über unseren Stellplatz zum Flussufer … bäähhh! Und hier sollen wir 2 Nächte stehen?

Wir machen das Beste aus der Situation, spielen zum ersten mal auf dieser Reise unser „Wizard“ und kochen auf dem Feuer echte Frikadellen mit Kartoffelbrei und (afrikanisch gepimpten) Mischgemüse. Zum Abendessen haben uns die rüstigen Sachsen, die mit ihren Expeditionsmobilen neben uns stehen inspiriert. In eins der coolen Fahrzeuge dürfen wir einen Blick werfen und bekommen erzählt, dass der Landrover mit Aufbau mit ihnen 2 Jahre in Südamerika war, danach auf dem Landweg nach Peking rollte und Weihnachten des letzten Jahres per Schiff in Cape Town ankam … und nun vermutlich wieder quer durch Afrika nach Döbeln fahren wird. Auch ein Plan für unseren (Un)Ruhestand 🙂 …

Auf der positiven Seite der Lodge hätten wir da das stabile Internet. Und so können wir eine neue Unterkunft auf namibischer Seite organisieren. Wir buchen noch den Game Drive für den nächsten Morgen zum Sonnenaufgang und gehen schnell zu Bett … klar ist es krachig laut auf dem Platz in der Nacht.

Um 5:30 Uhr stehen wir auf und klettern mit 2 Berlinern und einem älteren britischen Ehepaar (es hätte die Queen sein können ;-)) in den offenen Jeep und Samson, unser Fahrer, düst die 15 Kilometer zum National Park Tor im „Affenzahn“ über eine Teerpiste. Trotz der Geschwindigkeit entdecken wir im Dunkeln eine erste Elefantenhorde. Der Fahrtwind ist eiskalt und bewirkt das Gleiche wie sonst unser morgendlicher Kaffee. Der Gamedrive ist natürlich voll touristisch … aber wir sehen Löwen! Zuerst 3 Löwinnen, die sich aber schnell von unserem Jepp gestört fühlen und gemächlich, majestätisch den Rückzug in den Busch antreten. Aber auch schöne Rücken können entzücken …

Nach holprigen Minuten über sandige Pisten, immer dem Flussufer folgend sehen wir dann einen Löwen mit seiner Familie beim morgendlichen Blick über den Chobe hinweg zur aufgehenden Sonne. Das Rudel liegt sehr entspannt in der Savanne und lässt die inzwischen 4 voll besetzten Jepps dicht an sich heran. Das männliche Tier dominiert sein Rudel ordentlich. Körpersprache pur! Die Jungtiere und Weibchen lagern um den König herum. Der Herr der Savanne wirkt scheinbar gelangweilt, beobachtet uns aber ganz genau. Wir können froh sein, dass a) die morgendliche Jagd der Löwen wohl erfolgreich war und b) sich unsere Tourguides durch den Bush per Walkie Talkie verständigen und wir so das grosse Glück haben inmitten des Rudels Löwen zu stehen.

Die Landschaft ist spektakulär und der Park wirklich sehr Tierreich. Impala Herden kündigen sich immer mit einzeln stehenden „Looser“ Männchen an. Diese haben den Kampf um die weibliche Hauptherde gegen eine dominierende Antilope verloren, stehen etwas abseits der Herde im Bush und warten auf ihre Chance im nächsten Kampf. Grossartig ist der Blick auf eine Giraffe. Das riesige Tier spreizt seine Vorderläufe weit auseinander und kann so mit dem Kopf auf dem langen Hals den Boden erreichen und Salz lecken.

Krönender Abschluss der Foto Safari sind 2 Büffel, die grandios anzusehen an einem Wasserloch stehen … „big four“ hätten wir somit … der scheue Leopard („big five“) bleibt ein Schnaufen neben unserem Zelt im Limpopo NP in Mosambik (Gesetze des Dschungels).

Nachdem wir um 9 wieder zurück an den Jeeps sind, packen wir zusammen und beobachten amüsiert, wie eine Horde Affen (Meerkatzen), ein Warzenschwein und ein Bushbock genüsslich die Lebensmittelvorräte der oberhalb unserer Jeeps stehenden Südafrikaner auseinandernehmen. Den Affen gelingt es die Verschlüsse von Zelten zu öffnen und nicht festverschlossene Boxen mit Lebensmitteln werden geplündert. Wir denken an die gestrige Ankunft zurück … und gehen natürlich nicht dazwischen … schlechtes Karma!

Wir überqueren, nun voll die Formular-Profis, in kurzer Zeit die botswanisch-namibische Grenze und fahren an schönen Dörfern vorbei nach Katima Mulilo. Die kleinen Siedlungen sind von hohen Holzwällen umgeben, die keinen Einblick gewähren. Aber die schönen, kunstfertig mit Schilf gedeckten Dächer der Rondevals (runde Hütten) ragen zwischen einer üppigen Innenhof-Vegetation heraus.

Wir biegen von der breiten B8 auf die schmalere C49 ab, rollen noch 100 Kilometer dem Chobe/Kwando entlang und dann geht es in den Busch. Ein mittelbreiter, sandiger Wanderweg soll uns zu unserer nächsten Campsite bringen. Kleine Holzschilder, gefühlt alle Kilometer zeigen uns, dass wir noch richtig unterwegs sind. Der Weg wird immer wilder und wenn Du denkst, Du hast das Weltende erreicht, biegen wir rechts ab und stehen vor dem „Office“ der Livingstone`s Campsite. Wir werden im breiten unterfränkischen Dialekt begrüsst, machen ein Schwätzchen auf der Terrasse des Besitzers und fahren dann zu unserem Stellplatz.

Wir haben die Einsamkeit wieder für uns … die Galaxie leuchtet über uns, im Sand unseres Stellplatzes erspähen wir die Spuren von Hyänen. Und wieder lauschen wir in den lauten Busch hinein.

Heute morgen sind wir wieder sehr früh aufgestanden und weitere 10 Kilometer tiefer in den Busch hinein gefahren. Am Gate des Nkasa Rupapa Nationalparks lösen wir unser Permit und fahren durch eine wunderbare Marschlandschaft. Nach wenigen, dafür sehr holprigen Kilometern erspähen wir in einem kleinen See die Rücken mehrerer Flusspferde. Leicht erhöht auf einer Anhöhe beobachten wir eine grosse Herde Hippos … 7 Tiere dösen abgetaucht, bis auf die riesigen Nasenlöcher fast unsichtbar im Wasser. Dann stapfen zwei massige Tiere von rechts ins Panoramabild und wir bekommen die grosse Hippo Show geboten. Es ist alles dabei, genüssliches Abtauchen, wieder Aufrichten und dann noch das sperrangelweit aufgerissene Maul … grosses Kino. Wir frühstücken auf den Dächern unserer Jeeps und geniessen … alles richtig gemacht mit Livingstone!

Danke Katja für die tolle Unterstützung bei der „spontanen“ Umplanung unserer Reiseroute. Wir machen uns dann mal auf den Rückweg nach Windhoek …

Fazit:

  • 29 Tage unterwegs gewesen
  • die Dachzelte 25 mal auf- und abgebaut
  • 6500 Kilometer durch das südliche Afrika gereist
  • „nur“ 2000 Fotos „geschossen“
  • 7 mal recht problemlos Grenzen gequert, ein- oder ausgereist
  • unsere Passnummer mindestens 50 mal in irgendwelche Kladden geschrieben und immer noch nicht auswendig gelernt
  • gesund, dankbar und voller Erinnerungen wieder zurück gekehrt

2 Gedanken zu “Livingstone

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